Neither Fish Nor Flesh von 1989 war D'Arbys zweites Solo-Album. Es wird oft als kommerzieller Selbstmord angesehen. Im Vergleich zum Debüt war es verkaufstechnisch ein Flop und seine Karriere geriet danach erst einmal ins Stocken. D'Arby war damals aber nicht der einzige der einem enorm kommerziell erfolgreichen Album einen Nachfolger bot, der den Erwartungen entgegentrat und nicht auf Sicherheit produziert war (Prince Around The World In A Day nach Purple Rain, Springsteen Tunnel Of Love nach Born In The USA, George Michael Listen Without Prejudice nach Faith).
Hört man das Album losgelöst vom Debüt und ohne Erwartungen ist es doch ein ziemlich gutes Stück Musik. Es ist aber anders. Der teils gelackte Soulpop des Vorgängers ist fast vollkommen verschwunden. Das Album hat vielmehr Ecken und Kanten, es klingt rauer und teilweise sehr retro, aber dafür auch zeitloser. Man merkt der Platte an, wie sehr D'Arby seiner musikalischen Vision folgte. Die Musik entstand größtenteils in Eigenregie (Produktion, Songwriting, Mix) und er spielte viele Instrumente selbst. Irgendwie ist die Platte ein Egotrip, Größenwahn und exzentrisch, aber so muss Kunst sein. Die meisten Prince-Alben der 80er waren genauso exzentrisch, mit dem Unterschied, dass das von Prince so auch etwartet wurde.
Der Beginn des Albums ist etwas abschreckend. Auf ein Intro folgt erst einmal Acapella-Gesang, dann kommen Bongos. Der dritte Song wirkt dann ziemlich psychedelisch mit Sitar. Ab Song 4 nimmt das Album aber Fahrt auf. Mit To Know Someone Deeply folgt die zweite Single und auch der so ziemlich bekannteste Song des Albums. Als erste Single wäre das bestimmt ein verkaufsförderndere Wahl gewesen, eine Ballade die auch Marvin Gaye gut gestanden hätte. I'll Be Alright geht danach swingend mit Big Band Sound zur Sache. Billy Don't Fall ist ein Soulsong. Die erste Single This Side Of Love rockt etwas trocken und monoton, sehr untypisch für D'Arby zu diesem Zeitpunkt. Das Ding hätte gut auf Lenny Kravitz' erstes Solo-Album vom gleichen Jahr gepasst. Auf Attracted To You geht es funky zu. Roly Poly mit seiner rückwärtslaufenden Musik finde ich etwas nervend. Der Höhepunkt des Albums ist für mich You Will Pay Tomorrow bei dem er den James Brown gibt. Das Album endet dann wunderbar warm soulig mit I Don't Want To Bring Your God's Down und dem reinen Gesangstrack And I Need To Be With Someone Tonight.
Beim Hören dieses Albums musste ich wieder feststellen, was für ein unfassbares Gesangstalent eigentlich von der größeren Bildfläche verschwunden ist. D'Arby hatte eine unglaublich Bandbreite drauf. Obwohl er immer noch Alben veröffentlicht, muss man danach mittlerweile unter seinem neuen Namen Sananda Maitreya suchen, wie er sich seit geraumer Zeit nennt.
Fazit:
Nicht alle Experimente sind auf Neither Fish Nor Flesh gelungen. Das Album hat einen etwas schwierigen Einstieg, danach wird es aber besser. Insgesamt ein mutiges und spannendes Album, bei dem ich mich trotzdem immer frage, wie er damit damals bei seiner Plattenfirma durchkommen konnte. Mit einem Abstand von über 25 Jahren gehört das Abum wiederentdeckt. Seine schlechte Reputation ist völlig unbegründet.
1 x Vinyl LP, Album
Europe 1989
A1 |
Declaration: Neither Fish Nor Flesh |
1:44 |
A2 |
I Have Faith In These Desolate Times |
4:14 |
A3 |
It Feels So Good To Love Someone Like You |
3:38 |
A4 |
To Know Someone Deeply Is To Know Someone Softly |
4:27 |
A5 |
I'll Be Alright |
5:57 |
A6 |
Billy Don't Fall |
4:21 |
B1 |
This Side Of Love |
4:59 |
B2 |
Attracted To You |
4:01 |
B3 |
Roly Poly |
3:54 |
B4 |
You Will Pay Tomorrow |
4:54 |
B5 |
I Don't Want To Bring Your Gods Down |
6:19 |
B6 |
... And I Need To Be With Someone Tonight |
3:04 |